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Affe = Mensch? Ein Überblick über verhaltensbiologische Unterschiede zwischen Affen und Menschen


Artikel als PDF-Datei (30 Seiten, 2719 KB, Stand: 28.06.2018)

Zusammenfassung:

Wer die Großen Menschenaffen betrachtet, wird schnell zu dem Schluss kommen, dass sie große Ähnlichkeit mit dem modernen Menschen besitzen. Dies ist zweifelsohne in morphologischer, genetischer, neuronaler und auch verhaltensbiologischer Hinsicht so. Doch werden die Unterschiede zwischen Mensch und Affe insbesondere im Verhalten seltener publiziert. Dabei sind diese in so vielfältiger Art und Weise vorhanden, dass evolutionstheoretisch eine große Lücke im Bereich der vererbbaren und erlernbaren Verhaltensweisen zwischen den Menschenaffen und dem Menschen klafft. Dies wird durch aktuelle naturwissenschaftliche Studien bestätigt, die unter anderem vom Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie in Leipzig durchgeführt wurden.

Die Forschungen beschäftigen sich mit besonderen Fähigkeiten von Menschenaffen (z.B. das Erlernen von 500 Symbolen beim Bonobo Kanzi oder die Herstellung von rudimentären Steinwerkzeugen). Dennoch sind auch andere Spezies, die in keiner engen evolutionären Verbindung mit dem Menschen stehen, zu ähnlichen Leistungen fähig (z.B. Steinehämmern bei Kapuzineraffen, Gestik-Verhalten bei Kolkraben oder Lernfähigkeit des Border Collies Chaser mit über 1000 Vokabeln).

Vergleicht man jedoch die gesamten Ergebnisse der Verhaltensforscher, ergeben sich viele einzigartige Merkmale des Menschen: Der Mensch weist demnach deutliche Überlegenheit in den Bereichen der sozialen Intelligenz, der selbstlosen Kooperation, der Empathie, der Zusammenarbeit mit Fremden, im Nachahmen, in der kumulativen Kultur, der Reflexion von Vergangenheit und Gegenwart, der langfristigen Planung und nicht zuletzt in einer komplex grammatikalischen Sprache auf. Diese Fülle spezifisch menschlicher Fähigkeiten reicht aus, um die Einzigartigkeit des Menschen im Vergleich zum Tierreich zu begründen. Damit gilt exklusiv für den Menschen, was der Anthropologe Ian Tattersall schrieb: „Wir können über unser Verhalten entscheiden – was natürlich auch bedeutet: Wir tragen dafür Verantwortung.“