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Wort-und-Wissen-Info 2/2010


Grußwort von Harald Binder

Liebe Freunde von Wort und Wissen!

im Oktober vor acht Jahren erreichte mich ein Telefonanruf einer Biologielehrerin aus der Schweiz. Gymnasiasten (bzw. Maturanden) hatten sie um Informationen zum Kreationismus gebeten. Die Lehrerin hatte vergeblich versucht, Pfarrer oder Prediger als Auskunftspersonen zu gewinnen und war schließlich bei mir gelandet. Am Ende unseres Telefonats hat sie mich mit etwas Skepsis zu einer doppelstündigem Unterrichtseinheit eingeladen, unmittelbar vor Abschluss des Biologieunterrichts für die Schüler (d. h. vor der Matura). Bei der ersten Begegnung war auch noch der Philosophie-Kollege mit seiner Klasse anwesend und es ergaben sich nach einem Vortrag angeregte Diskussionen. Die Schüler waren fachlich sehr gut präpariert und die Lehrerin sagte mir auch, dass sie Evolution bewusst als eine Theorie vorstellt – eine, die auch Schwachpunkte aufweist, aber aus ihrer Sicht dennoch überzeugt.

Inzwischen bin ich mehrfach  in dieses Gymnasium in der Schweiz eingeladen worden – die Lehrerin bietet die Möglichkeit jeder Abschlussklasse an. Sie selbst ist nach wie vor von Evolution grundsätzlich überzeugt und beteiligt sich sehr engagiert an der Diskussion. Sie will aber ihren Schülern die Gelegenheit geben, sich mit anderen Positionen auseinanderzusetzen und ihre eigene Entscheidung zu treffen. Diese offene Tür freut mich sehr und ich will sie gerne nutzen, auch wenn ich die Schüler später nicht mehr sehe und nicht erfahre, ob mein Unterrichtsbesuch irgendwelche Spuren hinterlassen hat.

Eine andere Erfahrung hat mich jüngst bei einer Tagung bei Geschwistern vom Bibelbund in der Schweiz sehr bewegt. Gemeinsam mit Reinhard Junker war ich als Referent über ein Wochenende zum Thema: „Schöpfung und Wissenschaft“ an den Zürichsee eingeladen. In Gesprächen teilten mir Tagungsteilnehmer mit, dass sie durch das Gehörte jetzt den Einsatz und die Leistung von Wissenschaftlern besser einschätzen und würdigen könnten. Als abschließend jemand sagte, er wolle als Christ, der Gott als seinen Schöpfer bezeugt, ganz neu versuchen, seine Mitmenschen als Geschöpfe dieses Gottes sehen und ihnen so begegnen, hat mich das sehr gefreut. Woran sollen meine Mitmenschen, die Gott noch nicht kennengelernt haben, diesen Schöpfer denn erkennen, wenn nicht daran, dass ich, der ich diesen Gott und Schöpfer persönlich kenne, so mit ihnen umgehe, dass ich sie als Geschöpfe dieses Gottes wertschätze? Es könnte unser Zeugnis glaubwürdiger machen, wenn wir nicht nur von Schöpfung reden und zu überzeugen versuchen, sondern unsere Mitmenschen – auch gerade die sonderlichen und schwierigen – als von Gott geliebte und begabte Geschöpfe sehen und würdigen.

Es grüßt Sie herzlich
Ihr Harald Binder

Arche Noah gefunden?

„Und am siebzehnten Tage des siebenten Monats setzte sich die Arche auf einem der Berge von Ararat fest“ (1. Mose 8, 4). Die Bibelübersetzung nach Menge gebraucht hier eine direkte Übersetzung aus dem hebräischen Urtext, der im Plural von den „Bergen Ararat“ (Gebirge oder Berggegend) spricht. Diese Gegend wird nochmals erwähnt als das Land, in das Adrammelech und Sarezer flohen, als sie ihren Vater Sanherib, König von Assyrien, erschlagen hatten (2. Kön. 19,37; Jes. 37,38). Es ist allgemein anerkannt, dass mit dem biblischen Ararat das Urartu assyrischer Inschriften zu identifizieren ist. Urartu wurde zuerst im 13. Jh. v. Chr. in Inschriften von Salmanasser I. erwähnt und erstreckte sich damals als kleines Fürstentum zwischen dem Van-See und dem Urmia-See (Armenien, heutige Ost-Türkei).

Die Arche Noah in künstlerischer Darstellung (Zeichnung: Johnnes Weiss)

Die Suche nach der Arche Noah hat eine mindestens 150-jährige Geschichte, in der immer wieder von Funden bzw. Sichtungen aus dieser Region berichtet wurde. Auf Grund des geographisch schwer zugänglichen und politisch instabilen Gebiets war bis heute eine umfassende Suche nicht möglich. Viele geplante Expeditionen konnten gar nicht erst durchgeführt werden. Die Indizien, die für den Fund der Arche vorgelegt wurden, waren immer vage, mehrdeutig oder gar durch mysteriöse Umstände verlorengegangen; jedenfalls nicht unabhängig nachprüfbar. Die neuesten Meldungen über eine Entdeckung vom April dieses Jahres durch ein 15-köpfiges chinesisch-türkisches Team zeigen nach bislang vorliegenden Schilderungen leider vergleichbare Anzeichen: kein wissenschaftlich nachprüfbarer Befund und politisch undurchsichtige Verhältnisse. Eine sichere Beurteilung aus der Ferne ist nicht möglich. In einer Stellungnahme hat die Studiengemeinschaft Wort und Wissen einige Reaktionen auf die Veröffentlichung des neuen (mutmaßlichen oder vermeintlichen) Arche-Fundes zusammengestellt: Stellungnahmen zum jüngsten vermeintlichen Arche-Fund.

Unabhängig davon, wie gut der Nachweis eines möglichen Fundes der Arche gelingt: Die Mitarbeiter der SG Wort und Wissen sind davon überzeugt, dass Noah in der Arche tatsächlich die Sintflut überlebt hat und dass der Fund dieses Schiffes eine archäologische Sensation wäre, der die Glaubwürdigkeit der Bibel stark unterstreichen würde. Nichtsdestotrotz muss die Beweislage genau überprüft werden.

Der schon vor Jahren veröffentlichte Diskussionsbeitrag „Die Suche nach der Arche Noah“ erscheint uns in vielerlei Hinsicht nach wie vor aktuell.

(Red.)

 

„Säkulare Kreationisten“

Anfang des Jahres veröffentlichten Jerry Fodor, Professor für Philosophie und Kognitionswissenschaften, und Massimo Piattelli-Palmarini, Biophysiker, Molekularbiologe und heute ebenfalls als Kognitionswissenschaftler tätig, ein Buch mit dem aufreizenden Titel „What Darwin got wrong“ (New York 2010) – „Wo Darwin falsch lag“.

Darin äußern sie grundlegende Kritik an der auf Darwin zurückgehenden Selektionstheorie. Sie behaupten nicht nur, dass die Selektionstheorie darin scheitere, die Entstehung neuer Formen zu erklären, sondern dass es derzeit auch keine alternative Erklärung gebe. „Wir wissen nicht was der Mechanismus der Evolution ist“ (S. 153, ähnlich auch eingangs des Buches). „Heutzutage haben Biologen guten Grund zu glauben, dass Selektion von zufällig erzeugten kleineren Varianten gestaltlicher Merkmale zur Erklärung neuer Formen des Lebens bei weitem nicht ausreicht“ (21). Das ist keine Kleinigkeit, denn die Selektionstheorie ist ein wesentlicher Teil der kausalen Evolutionstheorien bis heute, wenn nicht ihr Kernstück. Die beiden Autoren sind dennoch überzeugt, dass es eine rein naturalistische Erklärung gibt und ein Schöpfer nicht benötigt wird. Um keinen Zweifel an ihrer Position aufkommen zu lassen, beginnen sie ihr Buch überraschenderweise mit dem Satz, dass das Buch nicht von Gott handle, auch nicht von „Intelligent Design“ und nicht von Kreationismus, und sie bekennen sich beide als Atheisten.

Ihre Kritik begründen die Autoren wie folgt: 1. Mutationen (Änderungen des Erbguts) werden durch vielfältige Prozesse und Kontrollmechanismen in den Lebewesen gefiltert und ihre Folgen nachträglich „bearbeitet“. Durch Selektion erfolge nur noch eine Feinabstimmung von Merkmalsausprägungen. 2. Selektion auf ein bestimmtes Merkmal hin („selection for“) sei intentional (erfordere also einen zielorientiert handelnden Akteur); diesen gebe es zwar in der Züchtung, nicht aber unter natürlichen Verhältnissen. Daher sei Darwins Analogie – die künstliche Selektion als Vergleich für natürliche Selektion – ungeeignet. 3. Evolution sei als historischer Prozess ausgeprägt mehrstufig und nicht gesetzmäßig beschreibbar, sondern eher ein Bündel evolutionärer Szenarien.

Das Buch von Fodor & Piatelli-Palmarini ist in mehrerer Hinsicht wichtig:

  1. Die Publikationen nehmen zu, die deutlich machen, dass sich die Evolutionsbiologie in der Mechanismenfrage in einer Krise befindet.
  2. Das führt aber nicht automatisch zu einem Umdenken und schon gar nicht zu einem Hinterfragen von Evolutionismus und Naturalismus.
  3. Unsere schon lange geäußerte Kritik an der herkömmlichen Synthetischen Evolutionstheorie wird durch solche Publikationen bestätigt.

Die Autoren weisen übrigens auch darauf hin, dass lange Zeiträume an sich nicht als Garant für eine stattgefundene Evolution gelten können (auch das wurde von uns immer wieder gesagt).

Reaktionen. Nicht nur das Buch ist interessant, sondern auch viele Reaktionen darauf. Die beiden Autoren bringen für den Mainstream in der Evolutionsforschung ohne Zweifel eine unpopuläre Botschaft und sie wagen es, von einem zentralen ungelösten Problem zu sprechen, ohne selber eine Lösung zu präsentieren. Es überrascht daher nicht, dass sie mit Kritik konfrontiert werden, die wenig sachorientiert ist. So wird beispielsweise unterstellt, sie hätten keinerlei Interesse an den Fakten (das ist pure Diffamierung und wird durch die Ausführungen in ihrem Buch widerlegt), oder man mutmaßt irgendwelche wahren Gründe ihrer Kritik, statt auf ihre Argumente einzugehen. Eine Buchbesprechung baut schon in der Überschrift einen Strohmann: „Attacke auf Evolution“. Die Autoren attackieren Evolution überhaupt nicht. David Sloan Wilson bezeichnet Fodor gar als „säkularen Kreationisten“ (http://www.suzanmazur.com/?p=20). Dies sind allzu bekannte und leider verbreitete Mittel in Kontroversen, mit denen die Kontrahenten bzw. ihre Position bekämpft werden. Umso erstaunlicher ist es, dass diese Mittel angewendet werden, obwohl die Autoren sich ausdrücklich und ohne einen Hauch eines Zweifels zum Evolutionsparadigma und einem naturalistischen Weltbild bekennen. Aber selbst unter diesen Vorzeichen scheint eine freie, sachorientierte Diskussion manchen Zeitgenossen nicht zu passen.

Eine ausführliche Rezension des Buches „What Darwin got wrong“ ist unter www.genesisnet.info unter „Aktuelle News“ veröffentlicht.

(Red.)

 

Künstliche Zellen – oder wurde gar Leben erzeugt?

Ende Mai dieses Jahres erregte eine Veröffentlichung von J. C. Venter und einem umfangreichen Team aus seinen Instituten großes Aufsehen (Sciencexpress: doi 10.1126/science.1190719). Die Wissenschaftler beschrieben darin den erfolgreichen Versuch, ein konstruiertes, im Labor erzeugtes Erbgut (DNA) in lebende Bakterien einzubauen, so dass deren Eigenschaften von der künstlichen DNA geprägt werden.

Den Forschern gelang es, mit erheblichem Aufwand das komplette Erbgut eines Mycoplasma-Bakteriums zu synthetisieren. Dieses besteht aus etwas mehr als 1 Million Bausteinen (Basenpaaren). Das künstliche Erbgut wurde weitgehend dem natürlichen Vorbild nachgebaut. Das so konstruierte Erbgut von Mycoplasma mycoides wurde in die Zellen des nahe verwandten Bakteriums Mycoplama capricolum verpflanzt. Die Autoren konnten nachweisen, dass unter den ausgewählten Bedingungen M. capricolum-Kulturen wuchsen, die unter dem Einfluss des M. mycoides-Erbguts die typischen Eigenschaften von M. mycoides zeigten.

Damit der Versuch gelingt, muss er an eine leistungsfähige Qualitätskontrolle gekoppelt werden. Denn es hat sich gezeigt, dass ein einziger fehlender Baustein verhindern kann, dass das Erbgut erfolgreich in Empfängerzellen übertragen wird.

Wie ist diese Arbeit zu bewerten? Zuerst ist die technisch innovative Leistung der Autoren beeindruckend. Aber schon die Frage, ob es sich bei dem künstlichen M. mycoides-Erbgut um ein „synthetisches“ handelt, muss differenziert beantwortet werden. Man kann derzeit das Erbgut selbst dieser für Lebewesen bescheidenen Größe von ca. einer Million Basenpaaren nicht allein durch chemische Synthese herstellen. Für den Zusammenbau der synthetisierten Fragmente wurden lebende Kulturen von E. coli und modifizierten Hefezellen eingesetzt. Das Erbgut wurde auch nicht selbst entworfen, wie irreführend behauptet wurde, sondern weitestgehend nach dem natürlichen Vorbild nachgebaut. Des Weiteren sind die Empfängerzellen selbst schon lebendig, sie werden nur in einem bisher unbekannten Umfang manipuliert, indem ihr Erbgut gegen ein anderes, künstlich hergestelltes ausgetauscht wird. Leben hat Venter also nicht erschaffen, sondern Teile von Lebewesen als Vorlage genutzt und nachgebaut sowie sich des Lebens selbst bedient, um  die so synthetisierten Bausteine erfolgreich zu verknüpfen.

Eine genauere Beschreibung der Experimente finden Sie unter www.genesisnet.info bei „Aktuelle News“.

Harald Binder

 

„Expelled“ – Schöpfung aus der Wissenschaft verbannt?

Filmbesprechung von Reinhard Junker

Der in den USA bekannte Journalist Ben Stein geht der Frage nach, warum die Lehre des „Intelligent Design“ (ID) in der Wissenschaft einen so schweren Stand hat, ja sogar unterdrückt wird. Warum wird die Frage nach einem intelligenten Urheber in der Erforschung des Ursprungs der Lebewesen und des Weltalls faktisch nicht zugelassen? Ben Stein sieht die Freiheit, die er als einen Grundpfeiler der amerikanischen Gesellschaft betrachtet, bedroht, jedenfalls im Bereich der Wissenschaft, es gebe keine Freiheit in der Forschung, jeder Frage nachzugehen.

Nach kurzen Statements einiger Wissenschaftler, die ID mit z. T. markigen Worten ablehnen, werden eingangs vier Wissenschaftler und eine Lehrerin vorgestellt, die große berufliche Schwierigkeiten bekamen, weil sie sich für einen offenen Umgang mit den Ansatz des Intelligenten Designs stark gemacht haben (z. T. ohne diese Position selbst zu vertreten). Ihre Erfahrungen dokumentieren einen starken Druck, innerhalb des Mainstreams zu verharren, wenn die wissenschaftliche Karriere nicht in Gefahr geraten soll.

Ben Stein stellt im Folgenden in Interviews einige Wissenschaftler vor, die ID vertreten. Paul Nelson, William Demsbki, Stephen Meyer, Jonathan Wells und David Berlinski kommen zu Wort und erklären den Unterschied zwischen ID und Kreationismus (bei ID gehe es nicht um Glauben, während der Kreationismus von der biblischen Schöpfungslehre ausgehe) und erläutern einige grundsätzliche Kritikpunkte an der Evolutionstheorie. Die Positionen der Interviewten sind dabei nicht einheitlich. Dembski sagt, dass Evolution vom ID-Standpunkt aus akzeptabel sei, Wells dagegen spricht von korrumpierten Fakten und verdrehten Beweisen, die für Evolution angeführt würden, und Berlinski kritisiert, dass die Evolutionstheoretiker durchweg mit unklaren Begriffen und unscharfen Aussagen operierten. Einige Zeit wird dafür verwendet, die offenen Fragen der Entstehung des Lebens zu erläutern.

Es folgen einige sehr unterschiedliche Statements von Wissenschaftlern zum Verhältnis von Wissenschaft und Glaube. Sie reichen von „schließen sich nicht aus“ bis „Evolution zerstört den Glauben“ und „Darwinismus führt zum Atheismus“. Andere akzeptieren Religion als „Freizeitspaß“, der akzeptabel sei, solange man sich nicht in die Wissenschaft einmische. Einige Wissenschaftler berichten, dass sie durch die Akzeptanz der Evolutionstheorie zu Atheisten wurden.

Gegen Ende des Films kommt ein Interview mit Richard Dawkins (der auch zwischendurch mit krassen Statements zu Wort kommt). Auf das unerbittliche Nachfragen des Journalisten hin räumt Dawkins ein, dass wir nicht wüssten, wie das Leben entstanden sei, es wird sehr deutlich, dass die Vorstellung einer Lebensentstehung ohne Schöpfer eine weltanschauliche Überzeugung ist, die nicht auf wissenschaftliche Ergebnisse verweisen kann. Dawkins räumt sogar ein, dass er ID nicht grundsätzlich ausschließen könne; Ben Stein zieht den Schluss, dass Dawkins gegen einen bestimmten Designer sei, den Gott der Bibel. Dawkins stellt sich hier selbst ins argumentative Abseits. Danke, Ben Stein, für das Nachbohren, möchte man hier spontan sagen!

Die weltanschauliche Verflochtenheit der Kontroverse um Design wird nicht nur hier deutlich. Dies durch viele Statements von ID-Gegnern offenzulegen ist eines der Verdienste von „Expelled“. Nein, ID wird nicht außen vorgehalten, weil die Methodik der Wissenschaft das erfordere, sondern weil ein Bezug auf einen Schöpfer in den Ursprungsfragen der Biologie unerwünscht ist. Man dürfe „alle Möglichkeiten testen, außer dass es beabsichtigt war“, sprich, dass ein Schöpfer am Werke war. Damit wird eine mögliche Antwort von vornherein ausgeblendet und dieser Ausschluss wird durch wissenschaftliche Akademien, Zeitschriftenredaktionen und sogar durch Gerichtsentscheide durchgesetzt.

Einigen Raum erhält auch der Darwinismus als Wegbereiter für Nazismus, wobei Ben Stein bemerkt, dass von Darwin bzw. dem Darwinismus der Weg nicht notwendigerweise zum Nazismus führt, diesen jedoch inspiriert habe. Dieser Unterschied hätte deutlicher zum Ausdruck kommen sollen. Einige zitierte Passagen aus Darwins Buch „Die Abstammung des Menschen“ (1871) machen nachdenklich.

Den Charakter einer weltanschaulichen Auseinandersetzung untermalt der Film mit häufig eingestreuten Schwarzweiß-Szenen aus dem Dritten Reich, vom Kalten Krieg und der Berliner Mauer, mit Duellier- und Streitszenen und anderem mehr. Man kann über dieses Stilmittel unterschiedlicher Meinung sein und manche dieser Szenen als unnötige Emotionalisierung empfinden. Insbesondere den Vergleich mit der Berliner Mauer werden viele Deutsche anders empfinden bzw. wesentlich differenzierter sehen als das hier präsentierte Schwarz-Weiß Schema eines Amerikaners. Nichtsdestotrotz: Gerade der Vergleich mit der Mauer ist in der Hinsicht, für die er verwendet wird, nachvollziehbar: So wie die Mauer vor kritischen Einflüssen schützen sollte, so schottet sich die Wissenschaftsgemeinde vor fundamental-kritischen Rückfragen ab. Ja, Evolution darf kritisch analysiert werden, aber nur solange man im Rahmen des Naturalismus bleibt. Wir wissen von einer Reihe von Beispielen auch hierzulande, dass jedes Ausscheren aus diesem Denkrahmen Exkommunikation bedeutet. Freiheit der Forschung gibt es – so Ben Stein – nur für diejenigen, die auf der richtigenSeite der Mauer stehen.

Aus der Sicht eines Mitarbeiters von Wort und Wissen ist noch anzumerken, dass der Film kein christlicher Film ist. Das ist keine Kritik, sondern eine Feststellung, die vor falschen Erwartungen schützen soll. Es geht nur um „Intelligent Design“, also um die Frage, ob hinter der Entstehung der Lebewesen ein schöpferischer Wille steht. Die biblische Schöpfungslehre ist kein Thema des Films!

Es kommen sehr verschiedene Persönlichkeiten zu Wort, die ein breites Spektrum von Meinungen verkörpern. Der Film lässt dies oft unkommentiert und gibt hier kaum Orientierung. Das allerdings ist auch nicht die Aufgabe eines Journalisten. Der Film bietet somit viele Diskussionsanstöße, aus denen man sich seine eigene Meinung formen muss.

Auch manches, was ID-Befürworter sagen, stößt nicht auf ungeteilte Zustimmung des Rezensenten. So sollte nicht der Eindruck erweckt werden, ID habe nicht mit Glaubensdingen zu tun – es ist schließlich völlig in Ordnung, dass es Bezüge zum christlichen Glauben gibt, solange methodisch sauber vorgegangen wird. Die Behauptung, Beweise würden korrumpiert (Wells) oder die Evolutionstheorie arbeite nur mit unklaren Begriffen, erscheint mir deutlich übertrieben. Auch an der Präsentation des Zusammenhangs von Darwins Lehre und Hitler werden sich manche zu Recht stören. Der im Film unterschwellig, aber leider wirkungsvoll transportierte Generalverdacht, Darwin (oder die Evolutionsbiologie) sei für den Nationalsozialismus verantwortlich, trägt ideologische Züge. Man hätte viel deutlicher herausstellen müssen, dass die allermeisten Evolutionsbiologen eben keine Anhänger der Naziideologie sind, sondern primär gute Wissenschaft machen wollen. Manche Äußerungen klingen schon fast übertrieben wissenschaftsskeptisch. Hier könnte man im Detail noch manch kritisches Argument nennen. Doch das mindert den Wert des Filmes kaum, der vor allem darin besteht, auf ein echtes Problem hinzuweisen: dass unter dem Deckmantel von Wissenschaftlichkeit eine freie Diskussion über einen Schöpfer in der akademischen Welt weithin nicht mehr möglich ist. Es ist gut, hierzu verschiedene Äußerungen original zu hören, etwa aus dem Munde von Richard Dawkins. Hier kann der Film helfen, ein Problembewusstsein zu schaffen und daher sollte er bekannt werden.

Zuletzt sei noch angemerkt, dass der Film handwerklich sehr gut gemacht und dass die Synchronisation bestens gelungen ist.

Expelled
Expelled 14,95 *

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Ist „Intelligent Design“ schlechte Theologie?

Dieser Frage widmete sich Anfang Mai der Philosoph Michael Ruse in der britischen Zeitung „The Guardian“.1  Ruse ist in den Kontroversen um Schöpfung, Intelligent Design (ID) und Evolution kein Unbekannter; er ist unter anderem Mitherausgeber eines kontroversen Sammelbandes über ID.2  Er muss die Diskussion und die beiderseits vorgetragenen Argumente also kennen, und von einem Philosophen darf man eine differenzierte Argumentation erwarten. Umso enttäuschender sind seine  im Guardian veröffentlichten Ausführungen. Sie eignen sich aber gut, um einige grundsätzliche Dinge zum Design-Ansatz in der Biologie klarzustellen, wie nachfolgend geschehen soll.

Ruse schreibt: „Wissenschaft erlaubt Gott einfach nicht als ursächlichen Faktor.“ Auch Christen unter den Wissenschaftlern wie der berühmte Evolutionsbiologe Theodosius Dobzhansky hätten niemals Gott in ihre wissenschaftliche Arbeit eingeführt; wie alle anderen Wissenschaftler waren sie „methodologische Atheisten“. – Beim Design-Ansatz geht es jedoch um eine historische Frage, nämlich um die erstmalige Entstehung z. B. einer biologischen Struktur oder des Lebens schlechthin. Das Ausblenden des Wirkens Gottes ist im experimentellen Rahmen methodisch sinnvoll; kein Befürworter von ID ist je auf den Gedanken gekommen, Gottes Wirken als messbaren Faktor bei der Erklärung eines Experiments einzuführen. Experimentelle Forschung ist im Rahmen von ID unstrittig. Wenn aber in Ursprungsfragen die Möglichkeit einer absichtsvollen Verursachung (also Schöpfung) von vornherein ausgeschlossen wird, wird eine möglicherweise richtige Antwort ausgeschlossen. Wissenschaft hat dann aber nichts mehr mit Wahrheitssuche zu tun. Der atheistische Philosoph Bradley Monton schreibt in diesem Zusammenhang: „Wenn Wissenschaft wirklich dem methodologischen Naturalismus verpflichtet ist, dann folgt daraus, dass das Ziel der Wissenschaft nicht darin besteht, wahre Theorien zu bilden.“ Wenn Wissenschaft nicht die Suche nach Wahrheit ist, drohe sie zu einer Randerscheinung und zu einer „irrelevanten sozialen Praxis“ zu werden.3  (Wie man in Ursprungsfragen methodologisch vorgehen kann, wird in einem neueren Internetartikel von Wort und Wissen beschrieben: „Schöpfung und Evolution – Naturwissenschaft und Naturgeschichte“. Die naturwissenschaftliche Methode der Erkenntnisgewinnung ist dabei unverzichtbar.)

Ruse weiter: „Angesichts von Enttäuschungen gibt man nicht auf, sondern versucht es erneut. Man stelle sich vor, Watson und Crick hätten die Flinte ins Korn geworfen, nachdem sich ihr erstes Modell des DNS-Moleküls als fehlerhaft erwiesen hatte.“  Dieses Zitat offenbart ein grundlegendes Missverständnis des Design-Ansatzes. In seinem Rahmen wird experimentelle Forschung nicht anders betrieben als im Rahmen eines naturalistischen Weltbildes – und schon gar nicht wird die die Forschung eingestellt. Im Gegenteil: Der Design-Ansatz braucht Forschung. Denn zum einen wird im Design-Ansatz mit Grenzen natürlicher Prozesse bei der Veränderlichkeit der Lebewesen gerechnet, zum anderen wird nach definierten Design-Kennzeichen gesucht. Für beides ist Forschung unabdingbar. Um mögliche Grenzen natürlicher Prozesse nachweisen oder wenigstens wahrscheinlich machen zu können, müssen biologische Systeme detailliert erforscht werden, ebenso die Variationsmechanismen der Lebewesen. Nur durch den Fortschritt der Forschung können sich Grenzen natürlicher Vorgänge abzeichnen – oder auch nicht! Und nur auf dem Wege der Forschung kann man Design-Kennzeichen entdecken, was schon oft geschehen ist, selbst wenn man gar nicht damit gerechnet hatte.

Ruse fährt fort: „Das bakterielle Flagellum ist komplex. Flüchte zu Gott!“ – Als ob jemals so argumentiert worden wäre. Die Anweisung müsste hier korrekterweise lauten: Untersuche das bakterielle Flagellum möglichst genau! Erforsche die Variationsmechanismen der Lebewesen detailliert! Findet man Designer-typische Kennzeichen? Zeichnen sich Grenzen für die Variationsmechanismen ab? Kann das Flagellum über Zwischenschritte mittels der bekannten Variationsmechanismen entstehen, ohne dabei eine Zielvorgabe zu machen? Je nachdem, wie diese Fragen beantwortet werden, wird sich zeigen, ob es wahrscheinlicher ist, dass das Flagellum schöpferischen oder natürlichen Ursprungs ist. (Eine aktualisierte kritische Analyse dazu bringt Siegfried Scherer in einem neuen Artikel „Die Entstehung des bakteriellen Rotationsmotors ist unbekannt“)

Auf diese verkehrten Ausführungen zum Design-Ansatz baut Ruse schließlich seine theologische Kritik auf: „ID ist Theologie – sehr schlechte Theologie.“ Sobald man Gott in das Tagesgeschäft einführe, erhebe das Theodizee-Problem – das Problem des Bösen – sein hässliches Haupt. Wenn Gott wunderhaft handelt, um sehr Komplexes zu erschaffen, warum verhindert er dann nicht mit vergleichsweise einfachen Mitteln Krankheiten?

Das Problem des Leids in der Welt ist ohne Frage schwerwiegend und allemal wert, ernsthaft bedacht zu werden (vgl. dazu den Genesisnet-Artikel „Das Theodizee-Problem“). Aber mit dem Design-Ansatz hat das nichts zu tun. Wie Gott im täglichen Leben (im „Tagesgeschäft“) wirkt, ist kein Gegenstand des Design-Ansatzes, ebenso wenig wie die Frage, wie Gott in den regelmäßigen Abläufen der Welt wirkt. Dieses Wirken Gottes ist verborgen und wird nur durch sein Wort dem Glaubenden ein Stück weit erschlossen. Und dass Gott beständig auf verborgene Weise in der Welt wirkt, auch in den für uns unverständ­lichen Dingen, ist Aussage der Heiligen Schrift. Doch das liegt nicht auf der Ebene des Design-Ansatzes. In Wirklichkeit ist ID bzw. der Design-Ansatz selbst überhaupt keine Theologie, wenn er auch mit Vorstellungen über Gottes Wirken verbunden werden kann und davon inspiriert ist. Die Bibel bezeugt an vielen Stellen, dass Gott ein souveräner Schöpfer ist, der durch sein Wort augenblicklich Dinge ins Dasein bringen kann – sie bezeugt beides: Gottes beständiges und Gottes besondere Wirken. Nur auf Gottes besonderes Wirken in der Schöpfung bezieht sich der Design-Ansatz, indem er danach fragt, ob und wie Spuren der Schöpfung erkannt werden können.

Reinhard Junker

 

Anmerkungen

1 http://www.guardian.co.uk/commentisfree/belief/2010/may/03/religion-atheism
2 Dembski WA & Ruse M (eds) Debating Design. From Darwin to DNA. Cambridge University Press, 2004. Zu seiner Person siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Michael_Ruse.
3 Monton B (2009) Seeking God in Science. An Atheist Defends Intelligent Design. Toronto: Broadview Press, S. 58.

Neubarbeitung von „Sintflut und Geologie“

Die biblische Urgeschichte (1. Mose 1 bis 11) berichtet von einer weltweiten Sintflut. Hatte sie nicht enorme geologische Folgen? Dies im Einzelnen nachzuweisen ist schwierig. Manfred Stephan spricht sich für eine weiter gefasste biblisch-urgeschichtliche Geologie anstelle einer Sintflut-Geologie aus. Als ihre Zeitspanne wird die gesamte Urgeschichte ab dem Sündenfall vorgeschlagen – nicht nur die Sintflut und die darauffolgenden Ereignisse.

Weiter befragt Stephan die Bedeutung der entsprechenden Bibeltexte und stellt die Erforschungsgeschichte der geologischen Zeittafel dar. Er kommt zu dem Schluss, dass zunächst „Bausteine“ für eine biblisch-urgeschichtliche Geologie mit ihrem Kurzzeitrahmen erarbeitet werden sollten. Damit verbindet er die Hoffnung, dass diese Bausteine in Zukunft Teile eines umfangreicheren Modells werden könnten.

Ein Großteil des Buches ist ganz neu verfasst worden, und mehr als die Hälfte des Buches sind ganz neue Inhalte, so dass das Buch gegenüber den bisherigen Aufgaben deutlich verbessert wurde. Die Texte der biblischen Urgeschichte (1. Mose 1-11) werden im Hinblick auf Fragen zur Sintflut und Urgeschichte sehr viel ausführlicher als bisher ausgelegt. Die geologischen Teile bringen u. a. Erklärungen zur geologischen Schich­tenabfolge und zu ihrer Begründung sowie zahlreiche Beispiele von interessanten Ansatzpunkten, geologische Befunde statt in Jahrmillionen im Bereich von Jahrtausenden und damit im zeitlichen Rahmen der biblischen Urgeschichte zu interpretieren. Offene Fragen werden dabei nicht übergangen.

Sintflut und Geologie
Manfred Stephan Sintflut und Geologie 9,95 *

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Internetseite zum Buch. Es gibt zum Buch auch eine eigene Internetseite: www.sintflut-und-geologie.info. Dort sind Zusatztexte zum Buch veröffentlicht, außerdem das Vorwort, eine kurze Zusammenfassung des Inhalts sowie das detaillierte Inhalts- und Literaturverzeichnis.

 

„Fingerabdrücke Gottes“ in China

Von der chinesischen Zivilisation heißt es, dass sie eine ununterbrochene Geschichte von mehr als 4.000 Jahren hat. In diesem wegweisenden Buch bringt Dr. Chan Kei Thong einige erstaunliche und faszinierende Erkenntnisse über Gottes „Fingerabdrücke“ in der langen chinesischen Geschichte ans Tageslicht. Klar und verständlich erklärt er, dass Chinas Religion ursprünglich monotheistisch war und in gewisser Weise der glich, die wir in der Genesis finden, dem ersten Buch der hebräischen und christlichen Heiligen Schrift.

Diese Fingerabdrücke Gottes in China zeigen sich unter anderem an der chinesischen Sprache selbst, die das Wissen von den ersten Ereignissen der Menschheitsgeschichte widerspiegelt, wie sie im Buch Genesis aufgeschrieben sind.

  • an dem alten Namen, den die Chinesen ihrem Land gaben, Shen Zhou (Gottes Land); er zeigt, dass sie sich Gottes letztgültiger Souveränität bewusst waren.
  • an den jährlichen Gebeten und Opfern im Himmelstempel, die außerordentliche Parallelen zu den Bündnissen im Alten Testament aufweisen.
  • bei den chinesischen Kaisern, die man „Söhne des Himmels“ nannte und die als Mittler zwischen Shang Di und dem chinesischen Volk betrachtet wurden.

Dr. Thongs packende Darstellung der chinesischen Geschichte ist faszinierend. Sie werden sehen, wie Gott seine Hand über China gehalten hat und wie er an bedeutenden Ereignissen in Chinas Geschichte beteiligt war und so seinen Wunsch offenbarte, die Menschheit zu sich zu ziehen.

 

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Fehler im menschlichen Erbgut?
Diskussion um „Intelligent Design“. Krankheitserscheinungen beim Menschen werden als Argument für eine natürliche ungeplante Entstehung des menschlichen Erbguts betrachtet. Kritik an dieser Behauptung finden Sie unter
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2008 entdeckten Forscher um Lee Berger und Peter Schmid in Südafrika zwei Teilskelette, die neben zahlreichen Australopithecus-Merkmalen auch einige menschenähnliche Anpassungen aufweisen – ein passendes Bindeglied zum Menschen?
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Entwicklungsgenetische Untersuchungen brachten interessante Befunde zu den genetischen Grundlagen der Bildung der Insektenflügel. Sie bieten jedoch keine Erklärung für eine evolutionäre Entstehung von Insektenflügeln.
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Neue Daten zum Y-Chromosom des Schimpansen und des Menschen haben in einigen Bereichen sehr große Unterschiede geoffenbart: