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Wort-und-Wissen-Info 4/2012


Grußwort von Harald Binder

Liebe Freunde von Wort und Wissen!

in einem schon etwas abgegriffenen Ordner, in dem ich meine Unterlagen von Wort und Wissen abgelegt habe, liegt ganz oben ein mit einer Schreibmaschine geschriebener Brief vom 12. September 1983. Er ist an mich adressiert und der Absender lautet: Dr. H. W. Beck, Freudenstadt. Horst Beck hat damit auf die Anfrage eines Chemiestudenten geantwortet, der die 6-bändige Ausgabe von Karl Heim, Glaube und Denken gelesen hatte, sich intensiv für das Themenfeld Naturwissenschaft und Christlicher Glaube interessierte und Kontakt mit der Karl-Heim-Gesellschaft aufnehmen wollte.

Nach persönlichen Begegnungen und vielen – auch abenteuerlichen – Etappen mündete diese erste Kontaktaufnahme im März 1996 in eine vollzeitliche Mitarbeit bei Wort und Wissen. Seit dieser Zeit habe ich beruflich eine Aufgabe, die meinen größten Träumen sehr nahe kommt. Ich habe schon als Teenager davon geträumt, spannenden wissenschaftlichen Fragen nachgehen zu können, mich daran zu beteiligen, unsere Welt besser zu verstehen, sie erklären zu können, und das Erkannte dann auch anderen Menschen weiterzusagen.

„Viel bedeutsamer als die Überzeugungskraft von Argumenten ist die Haltung, mit der ich anderen Menschen begegne.“

So habe ich inzwischen ungezählte Stunden über wissenschaftlichen Publikationen verbracht (leider nicht auch beim Experimentieren im Labor) und auch – dank Internet wesentlich erleichtert – manche Diskussion mit deren Autoren geführt. Ich habe versucht, das was ich verstehen und lernen durfte, in Vorträgen, Seminaren und auch in schriftlicher Form anderen zugänglich zu machen und sie damit zu eigenem Nach- und Weiterdenken zu motivieren.

In vielen Begegnungen und Gesprächen habe ich Erfahrungen gemacht, die manchmal meine Einstellungen, Ansichten und Verhaltensweisen verändert und geprägt haben. Zwei davon sind mir besonders wichtig geworden und ich möchte sie mir immer wieder vergegenwärtigen und einüben. Ich gebe sie im Folgenden weiter im Bewusstsein, dass ich hier noch viel Training nötig habe.

– Viel bedeutsamer als die Qualität und Überzeugungskraft von Argumenten ist die Haltung, in der ich einem anderen Menschen begegne und gegenübertrete. Als Christ bin ich aufgefordert meinen Nächsten zu lieben, weil Gott mich zuerst bedingungslos geliebt hat. Gott ist Liebe und diese Liebe soll ich, der ich ihm nachfolge, widerspiegeln. Ich möchte immer mehr lernen, nicht unbedingt am Ende das überzeugendste Argument zu haben, das in der Diskussion besteht. Wenn mein Gegenüber etwas davon ahnt und erfährt, dass ich ihn ernst nehme und liebe, dann könnte es sein, dass ich zwar eine Diskussion verliere, aber einem Menschen einen Anstoß gegeben habe, nach der Quelle dieser Liebe zu suchen (und das ist unter Ewigkeitsgesichtspunkten so unendlich viel mehr).

– Ich will immer mehr lernen, im anderen Menschen, im Kollegen – auch gerade in dem, der ganz anders denkt als ich – ein Geschöpf Gottes zu sehen, das ER geschaffen und reich begabt hat. Manchmal fröstelt es mich, wenn ich entdecke, wie ich über andere denke und rede. Mir wird dabei nämlich hin und wieder klar, dass ich vieles von dem was ich weitersage, durchstreiche und unglaubwürdig mache. Ja, ich glaube an Gott, den Schöpfer, aber ich muss auch noch viel lernen!

Gerne weiß ich Sie, liebe Mitglieder und Freunde von W+W als Unterstützer und Trainingspartner an meiner Seite und grüße Sie herzlich

Ihr Harald Binder

 

Es gibt (k)einen Gott – Innenansicht einer Debatte

Bericht von Harald Binder

Für den 14. September 2012 war zu einer Debatte „Es gibt einen Gott – es gibt keinen Gott“ in die Stadthalle in Waldshut eingeladen worden. Vier Redner diskutierten über dieses Thema aus naturwissenschaftlicher und theologischer Sicht.

Initiator der Veranstaltung war John Goldwater, ein Christ aus Amerika, der seit einigen Jahren in Waldshut lebt. In den USA werden öffentliche Debatten dieser Art häufiger durchgeführt und sind z. T. sehr populär.Die beiden Positionen wurden jeweils von einem Team aus zwei Personen – je einem Naturwissenschaftler und Theologen bzw. „Geistes“-wissenschaftler – vertreten. Die Ansicht „Es gibt keinen Gott“ vertraten Dr. Thomas Junker und Christian Grauer. Thomas Junker (www.thomas-junker-evolution.de) lehrt an der Universität Tübingen Geschichte der Biowissenschaften und hat sich zum Thema Evolution (auch in Abgrenzung zu anderen Weltanschauungen) in Büchern und anderen Publikationen geäußert. An seiner Seite beteiligte sich Christian Grauer (www.christian-grauer.de) an der Diskussion, der sich selbst als „Infosoph“ bezeichnet. Er ist von Anthroposophie geprägt und hat Informatik und Linguistik studiert.

Die Position: „Es gibt einen Gott“ vertraten Gabriel Häsler und ich. Gabriel ist Schweizer (www.netzwerkschweiz.ch, Website nicht mehr verfügbar, Stand: 30.10.2019), hat am Theologischen Seminar ISTL in Zürich Theologie studiert und ist Gründer der Evangelisationsplattform Netzwerkbasel.

Die Debatte wurde moderiert von Dieter Bode, einem sehr agilen, lebenserfahrenen Herrn, der u. a. als selbstständiger Übersetzer ein Geschäft aufgebaut hat. Als Erster wurde ich gebeten, meine Position darzustellen. Ich nahm Bezug auf eine Anekdote von Friedrich II. dem Großen – dem Alten Fritz –, dessen 300. Geburtstag zu Beginn des Jahres mit Ausstellungen, Veranstaltungen und Buchpublikationen gefeiert worden ist. Er soll nach einem unwiderleglichen Beweis der Existenz Gottes verlangt haben, worauf ihm einer seiner Mitarbeiter – es werden hier unterschiedliche Namen genannt – geantwortet haben soll: „Majestät, die Juden!“ Davon ausgehend stellte ich fest, dass es nach meiner Auffassung keinen rationalen Beweis der Existenz Gottes, aber dennoch gute Gründe dafür gibt, an Gott zu glauben! So kann man Gott den Schöpfer durchaus als plausiblen Grund dafür anführen, dass überhaupt etwas und nicht nichts ist, oder dafür, dass die Welt, wie wir sie wahrnehmen, vernünftig erklärbar ist. Ich erwähnte, dass in den Naturwissenschaften gegenwärtig keine Erklärung für den Ursprung des Lebens vorliegt, die im Einklang mit empirischen Daten läge. Abschließend zitierte ich den in Basel lehrenden Nobelpreisträger Werner Arber, der vor einigen Jahren in einem Aufsatz geschrieben hat: „Wahrscheinlich benötigen die einfachsten Zellen zumindest mehrere hundert verschiedene spezifische biologische Makromoleküle. Wie solche bereits recht komplexen Strukturen … zusammenkommen können, bleibt für mich ein Geheimnis. Die Möglichkeit der Existenz eines Schöpfers, Gottes, ist für mich eine befriedigende Lösung des Problems.“

Thomas Junker eröffnete sein Statement, indem er die Verdienste von Charles Darwin für die moderne naturwissenschaftliche Erkenntnis hervorhob. Er führte Leid und den Tod in der Tierwelt – einschließlich des Menschen – an, die gegen die Existenz Gottes spricht, so wie ihn nach seinem Verständnis die Bibel schildert. Später führte er auch aus, dass systematische naturwissenschaftliche Erforschung von Krankheiten, wie z B. der Pest, im Verlauf der Geschichte sehr viel wirksamer gewesen sei im Vergleich zu dem, was Kirche und Christen erreicht hätten.

Christian Grauer stellte seinen Standpunkt anhand eines Titels seiner Bücher vor: „Es gibt keinen Gott und der bin ich.“ Aus seiner Sicht konstruiert jeder Mensch seine Welt und ausschließlich er selbst ist die entscheidende und einzig wirkliche Bezugsgröße. Die verschiedensten Weltbilder seien so erklärbar, ohne dass man sie grundlegend kritisch reflektieren, bewerten und gegenein­ander abwägen könnte.

Gabriel Häsler war vom ersten Moment an sein missionarisches Engagement abzuspüren. Er führte verschiedene Gespräche an, die er mit Menschen auf der Straße führt, die nach der Wahrheit fragen und nach Perspektiven, die über den menschlichen Alltag und den Tod hinausgehen. Er führte eine Fülle von Erfahrungen an, die aus seiner Sicht klar für Gott und dessen Rettungshandeln in der Welt sprechen.

Im Verlauf der Diskussion führte Thomas Junker immer wieder Erfolge naturwissenschaftlicher Forschung an, z. B. in der Humanmedizin und grenzte diese gegen den christlichen Glauben an Gott ab. Ich wandte dagegen ein, dass dies keine sich ausschließende Positionen seien und dass die Geschichte der Naturwissenschaft auch durch eine Vielzahl herausragender Naturwissenschaftler geprägt sei, die sich klar zum christlichen Glauben bekannten und eine persönliche Beziehung zu Gott pflegten.

Meine Aussagen zum Thema Ursprung des Lebens bestätigte Thomas Junker dahingehend, dass die Frage, wie das Leben entstanden sei noch nicht vollständig beantwortet sei; allerdings sieht er in den Konzepten der „RNA-Welt“ einen erfolgversprechenden Ansatz und zeigt sich optimistisch im Blick auf eine baldige Erklärung.

Für mich persönlich wurde der bedeutsamste Punkt in der Diskussion erreicht, als Thomas Junker und ich uns darauf verständigt hatten, dass Evolutionsbiologie, so wie er sie vertritt, mehr ist als naturwissenschaftliche Erkenntnis, nämlich eine Weltanschauung (auf diesen Begriff einigten wir uns – nachdem ich zunächst den Begriff „Ideologie“ verwendet hatte). Damit wurde deutlich ausgesprochen, dass Evolutionsbiologie nicht ausschließlich für etwas steht, das mit naturwissenschaftlichen Methoden eindeutig nachweisbar und plausibel zu machen ist. Unter dem Begriff Evolution wird – häufig ohne dass dies kenntlich gemacht wird – eine Grenze überschritten und mit wissenschaftlich klingenden Argumenten eine Weltanschauung thematisiert. Diese kann man glauben, von dieser kann man überzeugt sein, man kann persönlich bekennen, dass sie die beste und adäquate Erklärung der uns bekannten Welt sei. Aber es ist eine Weltanschauung, die sich letztlich nicht vernünftig beweisen lässt. Damit deckt dieser Begriff auch etwas ab, das kategorial durchaus vergleichbar ist mit dem Glauben an Gott.

Man kann sich jetzt darüber auseinandersetzen, welche der Überzeugungen – Evolutionsbiologie oder christlicher Glaube – die bessere Weltanschauung ist; diese durchaus interessante Fortsetzung der Debatte konnte in Waldshut an diesem Abend nicht mehr geführt werden.

Unter den Besuchern – die Presse schrieb von etwa 200 (www.suedkurier.de/…) – waren Sympathisanten beider zur Diskussion stehenden Positionen – dies wurde durch spontane Äußerungen und Beifallsbekundungen deutlich. Sollten sich darunter auch Menschen befunden haben, die für die Suche nach einem eigenen Standpunkt Orientierungshilfe erwartet haben, so konnten sie Argumente unterschiedlicher Positionen hören und diese für die Findung eigener Überzeugungen nutzen.

In meiner Wahrnehmung fand die Debatte in einer angenehm freundlichen Atmosphäre statt, die Debattenteilnehmer respektierten einander und hörten einander zu, was eine differenzierte und unpolemische Diskussion ermöglichte, der man noch größere Aufmerksamkeit gewünscht hätte.

Die Schlussfrage des Moderators an jeden der Diskussionsteilnehmer, was man erwarte, wenn sich am Ende herausstellen würde, dass man sich im Blick auf Gott getäuscht hätte, forderte dazu heraus, im Blick auf die eigene Position einen Schritt zurück zu treten und nachzudenken.

Die Veranstaltung hat auch gezeigt, dass christlicher Glaube sich dort nicht zu verstecken braucht, wo vernünftig, wissenschaftlich argumentiert und diskutiert wird; dass Nachdenken und wissenschaftliches Fragen auch auf der Basis einer persönlichen Beziehung zu Gott dem Schöpfer, Herrn und Heiland der Welt fruchtbar möglich ist.

 

“Fingerabdrücke” Gottes in China (Buchhinweis)

Von der chinesischen Zivilisation heißt es, dass sie eine ununterbrochene Geschichte von mehr als 4.000 Jahren hat. In diesem wegweisenden Buch bringt Dr. Chan Kei Thong einige erstaunliche und faszinierende Erkenntnisse über Gottes „Fingerabdrücke“ in der langen chinesischen Geschichte ans Tageslicht. Klar und verständlich erklärt er, dass Chinas Religion ursprünglich monotheistisch war und in gewisser Weise der glich, die wir in der Genesis finden, dem ersten Buch der hebräischen und christlichen Heiligen Schrift.

Neuer geowissenschaftlicher Mitarbeiter bei Wort und Wissen

Michael Kotulla stellt sich vor

Seit November nehme ich die herausfordernde Aufgabe des geowissenschaftlichen Mitarbeiters bei Wort und Wissen wahr. Gegenwärtig arbeite ich mich ein, um schnell Anknüpfungs- und Fortsetzungspunkte zu eruieren und aufzunehmen. Eine „Staffelübergabe“ von Manfred Stephan an mich hat bereits stattgefunden.

Ich bin kein gänzlich „Neuer“, im Gegenteil. Zu Wort und Wissen stieß ich bereits Mitte der 1980er Jahre, angesprochen von dem Geist und der Motivation – auf Basis meines christlichen Glaubensbekenntnisses – auch alternative Wege zu denken und zu bestreiten. In der Fachtagung Biologie bildete sich schnell eine Keimzelle Geowissenschaften, in welcher ich fortan viele Jahre aktiv mitarbeitete. Nach einer Findungsphase entwickelten sich erste Ideen und Gedanken zu alternativen Erklärungen und Modellen; Letztere sind sehr (selbst)kritisch betrachtet worden (zum Stand heute siehe „Sintflut und Geologie“1).

Höhepunkte in dieser Pionierzeit waren für mich die vom Institute for Creation Research (ICR) durchgeführten Exkursionen zum Mount St. Helens (Bundesstaat Washington) und in den Grand Canyon sowie die Verwertung der Beobachtungen und Erkenntnisse für unsere Arbeit in der geowissenschaftlichen Fachgruppe, für Wort und Wissen und darüber hinaus. Der Ausbruch des Mount St. Helens im Jahre 1980 ist der am besten dokumentierte Ausbruch eines Strato-Vulkans des vergangenen Jahrhunderts. Vor Ort konnte eine Vielzahl katastrophischer Prozesse studiert und in der Folge auch auf andere Ereignisse übertragen werden. Alle Phänomene im Zusammenhang mit dem Ausbruch bilden ein exzellentes Miniatur-Labor für geologische  Prozesse, welches jederzeit besucht werden kann.2

Unter meiner Mitwirkung entstand anschließend  die Dokumentationsmappe „Der Ausbruch des Mounts St. Helens und seine Folgen“3 mit ausführlichen Erläuterungen sowie Bezügen zum Ausbruch des Laacher See Vulkans. Ergänzend leitete ich eine 2-tägige Exkursion durch den Vulkanismus der Eifel.

Noch eindrucksvoller (!) allerdings wirkte auf mich das „Land“ hinter den „Bergen“, die zerfurchten Scablands des Columbia Plateaus mit bis zu 300 Meter tiefen in Basaltdecken „eingefrästen“ steilen Rinnen (Coulees), Relikte einer nur wenige Tage andauernden gewaltigen Flutkatastrophe, die heute als Lake-Missoula-Flut bezeichnet wird.

Es war diese Story4, – der 40 Jahre dauernde Kampf des Geologen J. H. Bretz gegen das geologische Establishment, sein kritisches Hinterfragen uniformitarianistischer („aktualistischer“)  Vorstellungen, sein hartnäckiges Sammeln von Geländebefunden, bis zur Anerkennung der Fluthypothese –, die mich lehrte, „groß“ zu denken. „Think big“ – das Undenkbare zu denken, das Unvorstellbare sich vorzustellen. Es ist in der Tat ein Lernprozess, in anderen Größenordnungen und Kategorien zu denken, einen anderen Maßstab anzulegen. Manche Strukturen sind so groß, dass sie in ihrer Gesamtheit erst aus dem Weltall erkannt werden können – so die Channeled Scablands (siehe Foto rechts).

Und es gilt zu prüfen, ob sich der Flutmechanismus der Missoula-Flut auf den noch größeren Grand Canyon übertragen lässt und damit seine Entstehung plausibler erklärt werden kann.

In dieser aktiven Zeit hatte ich auch darüber nachgedacht, ob und wie ich mich ganz in solch eine Arbeit einbringen könnte. Es ergab sich aber keine Gelegenheit und mit zunehmendem Engagement in Beruf und Gemeinde verebbte vorerst auch meine Mitarbeit bei Wort und Wissen. Umso überraschender ist es auch für mich, dass ein einmal vor Jahren gehegter und fast in Vergessenheit geratener Herzenswunsch nun in Erfüllung gegangen ist.

„Der Geologe“, so Werner Zeil5, „steht meist vor den Ergebnissen seit langem abgeschlossener Vorgänge und soll daraus Ablauf und Ursachen erschließen. Diese Aufgabe ist aber bei den vielfältigen Wegen, die in der Natur zum gleichen Ende führen, kaum je eindeutig lösbar. Die geologische Forschung gelangt daher selten zu sicheren Aussagen, in der Regel kann sie nur wahrscheinliche Ergebnisse bieten, oft muss sie die Wahl zwischen mehreren Möglichkeiten offen lassen.“

Eine treffliche Aussage. Mein Anliegen ist, dies alles auch aufzuzeigen, nebst den Voraussetzungen und Rahmenbedingungen der jeweiligen Sicht, die zwar der Fachwelt bekannt, der Öffentlichkeit aber häufig ungenügend übermittelt wird und, wo es angezeigt erscheint, alternative Deutungsmöglichkeiten anzubieten.

Anmerkungen
1 Stephan M (2010) Sintflut und Geologie. Holzgerlingen, 3. Aufl.
2 Ernst M & Kotulla M (2004) Vancouver, Vancouver, this is it. Factum 8/2004, 28-39.
3 Erhältlich bei der Wort und Wissen-Medienstelle
4 Ernst M & Kotulla M (2007) Die Lake-Missoula-Flut. Factum 8/2007, 22-30.
5 Zeil W (1980) Brinkmanns Abriss der Geologie. Stuttgart, 12. Aufl., S. 4.

18. Fachtagung für Biblische Archäologie und Geschichte

Bericht von Erika Gitt

Was bestimmt unsere Sichtweise auf Jesus Christus, den Messias und was sagen antike Quellen über ihn und seine Umwelt aus? Heute wie damals ist man sich über die Position, die Jesus von Nazareth im 1. Jahrhundert einnahm, nicht immer einig. Was Wissenschaftler dazu sagen, war Thema der letzten Fachtagung für biblische Archäologie.

Die Fachtagung für Biblische Archäologie fand vom 28.-30. 9. 2012 im Schönblick in Schwäbisch Gmünd statt. Wieder einmal können wir dankbar und zufrieden für das rege Interesse sein. Insgesamt konnten wir ca. 170 Besucher begrüßen.

Professor Tom Tribelhorn während der Morgenandacht. Aus seiner Feder stammt das Buch „My Professor says the bible is a myth“, das zur Zeit ins Deutsche übersetzt wird. (Foto: S. Schmitz)

Thema der diesjährigen Tagung war „Jesus von Nazareth – Eine archäologische und religiöse Zeitreise“. Wie schon in den vergangenen Konferenzen sollten verschiedenste Standpunkte zu Wort kommen. Die Referenten waren hochkarätige Wissenschaftler wie Prof. James Charlesworth, Prof. Chrys Caragounis, Prof. Thomas Tribelhorn, Viktor Golinets und Rabbi Prof. John Fischer. Weitere überaus interessante Vorträge hielten auch Richard Wiskin, Alexander Schick, Michael Hesemann und Johannes Gerloff. Geistlich eingestimmt wurden wir allmorgendlich durch die ansprechenden Andachten von Tom Tribelhorn und Pfarrer Hermann Mahnke.

Wie Peter van der Veen in seiner Einführung zur Tagung herausstellte, wurde durch Wissenschaftler wie Rudolph Bultmann Jesus als Persönlichkeit in zwei Teile zerrissen: einen historischen und einen theologischen. Ziel dieser Tagung nun sollte sein die ganze historische Person „Jesus“ näher zu beleuchten, sowohl aus biblischer als auch aus archäologischer Sicht. Es stand jedoch auch die Frage im Raum, inwieweit Jesus einzigartig ist. Weitere Fragen waren: Ist Jesus der Messias? Und inwieweit entspricht Jesus den Vorstellungen eines Messias des 1. Jahrhunderts?

Die Vorträge von Charlesworth und Hesemann brachten uns die Orte, die im Leben Jesu eine Rolle spielten, und deren Archäologie näher. So klärten sie uns auf, dass die Beschreibung der Fünfsäulenhalle des Teichs von Bethesda (Johannes 5, 1-9), die lange Zeit für unglaubwürdig gehalten wurde, nun archäologisch untermauert werden konnte. Dies zeigt einmal mehr, dass die Bibel eine ernstzunehmende historische Quelle ist. Weitere interessante Hinweise für die überaus genauen Beschreibungen der Bibel zeigte uns Hesemann mit den Grabungsbefunden aus Nazareth. Lange wurde von Wissenschaftlern angezweifelt, dass es dort überhaupt eine Siedlung im 1. Jahrhundert gab. Bei Grabungen 1960-69 unter der Verkündigungsbasilika kamen jedoch Siedlungsspuren aus genau dieser Zeit zutage.

Golinets und Fischer brachten uns in ihren Vorträgen die jüdische Sichtweise auf die Messiaserwartung nahe. Golinets konnte dabei eine interessante Diskrepanz zwischen Charakterisierung des Messias (z. B. Jes 23,5) und der Erwartung und Einschätzung während des 1. Jh. n. Chr. ausräumen. Im Alten Testament ist der Messias nicht zwingend und übereinstimmend mit einem endzeitlichen König gleichzusetzen und er wird nicht in erster Linie zur Erneuerung der Welt kommen. Dagegen wird im Neuen Testament gerade die Erwartung seiner Herrschaft über Israel und die Befreiung von den Römern in der Vordergrund gestellt (z.B. Johannes 6,15; Apostelgeschichte 1,6f). Diese Entwicklung der Messiaserwartung sei bis heute nicht abgeschlossen. Auch die Qumrantexte unterstreichen als außerbiblische Quelle diese These. Sie zeigen, dass die Erwartungen an einen Messias stark von der jeweiligen Situation abhängig sind und sich nicht starr an die alttestamentlichen Texte halten, wie man dies glauben könnte. Fischer unterstrich in seinem Vortrag noch einen anderen wesentlichen Zug Christi: den Juden. So zeigte er uns anhand von vielen Beispielen aus dem Leben Christi wie jüdisch Jesus tatsächlich handelte. Er stellte heraus, dass Jesus durchaus ein geachtetes Mitglied unter den geistlichen Führern war. Sein ganzes Leben achtete er die jüdischen Werte und befolgte diese. Situationen, die das Bild erzeugen, Jesus würde gegen das jüdische Gesetz handeln, entpuppen sich bei näheren Hinsehen als radikale Handlung Christi, mit der er den geistlichen Führern ihre eigenen widersprüchlichen Lebensweisen vor Augen führen wollte. Bis hin zum Tod zeigt Christus seine starke Verwurzelung im Judentum. Sein Wort am Kreuz, „Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist“ (Lk 23,46) zeigt dies sehr deutlich. Es handelt sich dabei um das Totenbekenntnis der Juden.

Trotz der teilweise recht unterschiedlichen Standpunkte zum Leben Jesu und vor allem seinem Stellenwert in der jüdischen Gesellschaft konnten die Teilnehmer aus dieser Tagung mitnehmen, dass Jesus aus dem jüdischen Umfeld, in dem er sich bewegte, nicht herausgerissen werden darf. Viele seiner Handlungsweisen erklären sich erst aus diesem Kontext heraus. Selbst wenn man Jesus weniger als jüdischen Rabbiner, sondern eher als radikalen Lehrer einer neuen Glaubensrichtung verstehen muss, muss doch eingeräumt werden, dass Jesu Leben deutlich zeigt, dass ihm das Leben als gesetzestreuer Jude überaus wichtig war. Jedoch hebt er deutlich heraus, dass die jüdischen Gesetzeslehrer sich selbst nicht an die Gesetze halten und so ebenfalls sündig seien. Ein besonderes Anliegen Christi ist die Versöhnung des Menschen mit Gott, was jedoch unter den Gesetzeslehrern nicht möglich zu sein schien. So entstand unter Jesus und seinen Jüngern die frühe christliche Gemeinde.

 

Auf den Spuren der Erzväter und des frühen Israel

Demnächst erscheint das neue Buch von Peter van der Veen und Uwe Zerbst über die biblischen Erzväter. Seit der Veröffentlichung ihrer letzten Monographie über die Zeit der Landnahme („Keine Posaunen vor Jericho?“) im Jahr 2005 haben die Autoren (neben einer Reihe von anderen Projekten) intensiv an diesem Band gearbeitet. Dafür wurden einige „Steine“ noch einmal „umgedreht“ und alte Quellen und Handschriften neu gelesen.

Die Mühe dürfte sich gelohnt haben. Gehen doch viele Wissenschaftler heute davon aus, dass die biblischen Zeugnisse über die Väter weitgehend in das Reich der Sagen gehören. Die Autoren dagegen sind davon überzeugt, dass es eine Reihe von Indizien gibt, die für die Zuverlässigkeit der biblischen Erzvätertradition sprechen. Auch wenn es ihnen nicht gelungen ist, Abraham, Isaak und Jakob selbst in antiken außerbiblischen Quellen nachzuweisen, so stießen sie doch auf viele passende Gegebenheiten politischer und klimatischer Art wie auch auf Orte und Völkerschaften und vielleicht auf manche Personen der Bibel.

Ein Kosmetikgefäß in der Form eines Kamels aus dem alten Ägypten. Obwohl viele Wissenschaftler bezweifeln, dass zur Zeit der Erzväter Kamele genutz wurden, führen die Autoren des Buches mehrere Hinweise dafür an, dass damals das Kamel bereits domestiziert war. (Foto: J. Schweinsberg; Ägyptisches Museum und Papyrussammlung, Berlin; mit freundlicher Genehmigung von Dr. Olivia Zorn).

Wie in den anderen Büchern derselben Autoren spielte die Chronologie dabei eine wesentliche Rolle. Denn ohne eine klare Einbindung der biblischen Geschichten in die archäologische Zeittafel des Nahen Ostens bliebe jede mögliche Korrelation reine Willkür. Die Rekonstruktion der Chronologie des frühen zweiten Jahrtausends v. Chr. ist jedoch kein einfaches Unterfangen. Oft lässt sich die Zeit und Dauer ganzer Königshäuser nur über astronomische Beobachtungen errechnen. Während die traditionelle Zeitrechnung für diese Zeit bereits mehrere Chronologie-Vorschläge (die bis zu zwei Jahrhunderte auseinander liegen) kennt, wird im Buch eine weitere niedrigere Variante vorgeschlagen, deren hohe Trefferquote besondere Aufmerksamkeit gebührt.

Die Autoren führen ein großes Stück in die Geschichte der Patriarchen ein und lassen ihre uns fremde Welt zum Leben erwachen. Das reich und farbig bebilderte Buch (mit vielen Karten, Tabellen und Bildern) richtet sich besonders an Pfarrer, Bibel- und Religionslehrer sowie interessierte Laien, wird aber auch jedem interessierten Leser Gewinn bringen.

Das Buch soll etwa im März oder April 2013 erscheinen. Es wäre uns eine große Hilfe, wenn wir vorab bereits Vorbestellungen erhalten würden und möchten dafür an dieser Stelle kräftig werben. Innerhalb Deutschland liefern wir das Buch versandkostenfrei.

Peter van der Veen, Uwe Zerbst Volk ohne Ahnen? 29,95 *

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W+W-Infostand auf der Jugend-Missions-Konferenz in Stuttgart

Das Anliegen und die Arbeit der Studiengemeinschaft Wort und Wissen präsentieren verschiedene Mitarbeiter seit vielen Jahren mit dem W+W-Infostand bei christlichen Veranstaltungen. Dabei suchen wir Begegnungen und Gespräche mit Besuchern und stehen Rede und Antwort. Wir zeigen unsere Literatur und auch Filmmaterial (wie z.B. die neue DVD „defacto – Wissenschaft auf den Spuren Gottes“).

Den W+W-Infostand haben wir nun erstmalig auch für die Jugend-Missions-Konferenz (JuMiKo) 2013 in Stuttgart am 6. Januar 2013, ICS Messe, angemeldet und freuen uns auf viele Kontakte mit jungen Menschen, die sich über missionarische Möglichkeiten informieren wollen.

Vielleicht bist Du selbst an der JuMiKo 2013 interessiert und hast Dich bereits angemeldet oder Du verspürst Interesse, einmal mit jungen Menschen über die Themen, die uns bei Wort und Wissen bewegen und über die wir nachgedacht haben, ins Gespräch zu kommen? – Probier es doch einfach aus!
Melde Dich beim Koordinator für den W+W-Infostand (Harald Binder per E-Mail oder Tel. 07531-9769957) und unterstütze – gern auch stundenweise – die Mitarbeiter am Infostand. Benötigst Du eine Unterkunft, dann unterstützen wir Dich bei der Suche.

Solltest Du grundsätzlich an einer Mitarbeit beim W+W-Infostand interessiert sein, aber am 6. Januar bereits einen andern Termin haben, dann informiere uns einfach.

Es ist schön, wenn unser Anliegen durch eine bunte Vielfalt an Menschen, die Gott geschaffen und mit unterschiedlichsten Gaben ausgestattet hat, vertreten und weitergegeben wird; wir freuen uns auf Dich!