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Richard B. Bliss, Gary E. Parker, Duane T. Gish: „Ursprung des Lebens“

Reihe Schülerwissen
Schwengeler Verlag Berneck, 1994 (amerikan. Orig. 1979 by CLP Publishers, El Cajon, CA) 59 S.


Nachfolgend eine Rezension von Harald Binder und Reinhard Junker:

Buchcover

Die Aufmachung, der Stil des Buches und seine Illustrationen sind ansprechend. Die didaktische Erfahrung der Autoren macht sich positiv bemerkbar, wenn sie nach klar gegliederten, überschaubaren Abschnitten den Schüler/innen durch Fragen helfen, die wesentlichen Aussagen zu erfassen, diese zu ordnen und zu gewichten und aufgrund der gegebenen Information einen persönlichen Standpunkt zu beziehen.

Gut ist, daß von vornherein darauf abgehoben wird, daß zwischen Daten und Interpretationen unterschieden werden muß. Gut ist das “Felsenbeispiel” auf S. 47, um zu illustrieren, wie aufgrund von Beobachtungsdaten auf “Design” geschlossen werden kann.

Sehr negativ fällt aber das niedrige Niveau der Übersetzung auf, das außerdem mit einer äußerst dürftigen (scheinbar nicht vorhandenen) Sachkenntnis gepaart ist. Manchmal kann man nur verstehen, was gemeint ist, wenn man sich in der Materie ein bißchen auskennt. Ein Schüler wird aber einiges allein deshalb nicht verstehen, weil die Übersetzung so katastrophal schlecht ist. Was sind z. B. “durch die Umstände bedingte Daten” (S. 20 / 23). Der Autor spricht hier etwas Wichtiges an, der unbedarfte Leser kann das aber nicht verstehen. Oder: Begriffe wie Stärke, Nukleotide und Ribose werden fälschlicherweise an vielen Stellen im Plural angegeben, was im jeweiligen Zusammenhang keinen Sinn macht (S. 14, 15, 27 u. a.). Die Funktionsweise des Ribosoms wird sehr mißverständlich (falsch) angegeben (S. 38). Mit den “schwindenden Strukturen” (S. 52) sind wohl “dissipative Strukturen” gemeint. Diese Schwächen machen das Lesen zu einem Ärgernis und torpedieren die Absicht der Autoren. Auch Lesern mit geringem Vorwissen werden diese Schwachpunkte schnell ins Auge fallen.

Dazu kommen noch weitere Mängel: Es werden eine Reihe völlig unnötiger Fremdwörter (z. T. unerklärt) verwendet; auf S. 34 und S. 48/49 werden die beliebten Wahrscheinlichkeitsrechnungen in falscher Weise durchgeführt (Strohmannargument). Hier liegt zwar zweifellos ein gutes Argument gegen Evolution, doch ist die Argumentation, wie sie hier durchgeführt wird, mit Recht anfechtbar. Das Kapitel über den II. Hauptsatz der Thermodynamik (S. 50ff.) ist nicht in Ordnung. Auch hier kann man nicht so einfach argumentieren, auch nicht, wenn man didaktisch vereinfachen muß. Die Arbeiten von S. Fox über die Coazervate (falsch definiert und halbrichtig beschrieben) werden viel zu stark gewichtet; sie spielen in den aktuellen Diskussionen zum Thema praktisch keine Rolle mehr. Dagegen wird die Bedeutung der Nukleinsäuren in den aktuellen Modellen der Lebensentstehung fast vollständig übergangen. Diese Mängel liegen vermutlich im Alter des Buches (Original 1979) begründet.

Die Literaturliste paßt überhaupt nicht zum deutschsprachigen Raum, sie hätte viel aktueller gestaltet werden können.

Als Fazit erscheint uns dieses Buch der Absicht, zu zeigen, wie wenig die experimentellen Ergebnisse die bis heute vorgestellten Modelle zur Lebensentstehung stützen, durch seine gravierenden Mängel eher zu schaden als hilfreich zu sein. Als Unterrichtshilfe kann es nicht empfohlen werden.